Die Eckdaten zu meinem Fall
Kindesmutter, 36 Jahre, Lehrerin in Teilzeit
Kindesvater, 42 Jahre, arbeitet Vollzeit im Vertrieb
Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor: Junge: 11 Jahre, Mädchen: 7 Jahre
Nachdem mein Noch-Ehemann mich jahrelang psychisch missbraucht hat, indem er mich auf sehr hässliche Art beleidigte und beschimpfte und ich mich seinen gewalttätigen Übergriffen nicht mehr aussetzen wollte, habe ich mich im 2014 endgültig von ihm getrennt. Der Vater zog innerhalb weniger Tage aus dem gemeinsamen Haus aus und ließ unsere Kinder bei mir zurück.
Neben der verbalen Gewalt hat mich mein Noch-Ehemann zu sexuellen Handlungen genötigt. Fügte ich mich seinen Wünschen nicht, so verlor er die Beherrschung und wurde sehr aggressiv. Eine der schlimmsten Situationen war an Heiligabend, als er mich zum wiederholten Mal gegen die Wand in unserem Flur schubste und mit seinen Fäusten minutenlang auf mich einschlug. Dies geschah kurz vor dem Eintreffen unserer Eltern. Unsere Kinder mussten alles mitansehen und saßen angsterfüllt auf dem Treppenabsatz. Sie schrien und weinten. Von diesem Vorfall trug ich tagelang Hämatome davon, die sehr schmerzhaft waren. Trotzdem zeigte ich meinen Ehemann nicht wegen häuslicher Gewalt an. Dafür schämte ich mich viel zu sehr, mit so einem Mann verheiratet zu sein. Außerdem hatte ich die Hoffnung auf Veränderung seines Verhaltens nicht aufgegeben. Ich war stets bemüht, unseren Kindern ein intaktes Familienleben zu ermöglichen. Zwei Tage nach diesem Vorfall vertraute ich mich einer Bekannten an und zeigte ihr meine schmerzenden blauen Flecke. Sie riet mir zu einer Trennung, doch es sollten noch etliche Monate vergehen, bis ich die Kraft dazu hatte.
Während meiner Schwangerschaft mit unserer Tochter erlebte ich bereits die psychische Hölle. Mein Noch-Ehemann lehnte die Schwangerschaft komplett ab und stritt sogar die Vaterschaft im Beisein unseres Sohnes jahrelang ab. Der Vater forderte von mir wochenlang die Abtreibung unseres zweiten Kindes! Dies war für mich nervlich nur sehr schwer aushaltbar, zumal ich kurz zuvor eine Fehlgeburt erlitt. Ich holte mir Rat und psychische Unterstützung bei einer Familienberatungsstelle. Den Vater konnte ich nicht zur Beratung mobilisieren. Er lehnte die Hilfe konsequent ab und ließ sich in keinster Weise einbeziehen.„Du bist Schuld an der Situation!“, argumentierte der Vater.
Leider beschränkten sich die Gewaltvorfälle nicht nur auf meine Person. Er erniedrigte die Kinder, indem er sie beschimpfte. Vor allem unseren Sohn beleidigte er, indem er ihn als „irren Affen“ und als „Idioten“ bezeichnete und dies nicht nur zuhause, sondern auch gerne in der Öffentlichkeit. Neben diesen verbalen Entgleisungen begann der Vater unseren Sohn auch körperlich anzugreifen, als dieser ungefähr drei Jahre alt war. Der Vater schubste unseren Sohn, schüttelte ihn so heftig, dass dieser regelrecht Angst vor seinem Vater bekam. Leider versagte auch ich als Mutter, denn ich konnte mein Kind nicht vor diesen Gewaltvorfällen schützen. Ich hatte selber sehr große Angst, war eingeschüchtert. Noch immer berichten beide Kinder sehr eindrücklich davon, dass sich der Vater im Herbst 2011, also kurz vor der endgültigen räumlichen Trennung, im Urlaub auf unseren Sohn warf, der zu diesem Zeitpunkt im Bett saß. Aufgrund einer absoluten Nichtigkeit rastete der Vater aus und sprang mit seinem Körpergewicht auf unseren Sohn, der völlig hilflos unter ihm lag und vor Angst schrie und weinte. Der Vater packte unser Kind an den Handgelenken und kniete mit seinen Knien auf den Beinen unseres Kindes. Dabei brüllte er unseren Sohn mit sehr vulgären Worten an. Aber diese Situation soll nur exemplarisch sein. Es gab noch etliche weitere Gewaltvorfälle des Vaters gegen unsere Kinder.
Der Vater konnte gegenüber unseren Kindern keine liebevolle Zuneigung entwickeln. Er empfand die Familie als „Stress“ und „Belastung“ und war selten zuhause gesehen. Wenn er da war, dann auch lediglich physisch. Von Anfang an war er kein Vater für unsere Kinder. Dies bemerkte auch unser Umfeld. Letzten Endes musste ich mir eingestehen, dass unser Projekt „Familie“ von Anfang an zum Scheitern verurteilt war.
Mit der Trennung vom Vater hatte ich auf Besserung der Familiensituation für unsere Kinder gehofft. Ich hatte die wahnwitzige Vorstellung, dass der Vater es schaffen könnte, ein guter Vater für unsere Kinder zu werden. Leider ist die Vater-Kinder-Beziehung auch nach drei Jahren räumlicher Trennung hoch konflikthaft! Beide Kinder lehnen den Kontakt zum Vater aus für sie sehr gut nachvollziehbare Gründen ab. Einer der schwerwiegendsten Gründe ist, dass „man mit Tobias nicht reden kann. Er gibt keine richtigen Antworten und fragt nie, was wir denn machen wollen. Er bestimmt immer alles.“
Jahrelang hat mein Noch-Ehemann versucht, mich mit Drohungen „Ich verliere nie! Du wirst schon sehen, was du davon hast!“ etc. einzuschüchtern. Da ich keinen direkten Kontakt mehr zu dem Vater unserer Kinder habe (Kontakt beschränkt sich auf Emails), konnte ich wieder durchatmen und bin endlich wieder ICH. Meinen Kindern bleibt dieser Zustand vergönnt, weil sie gezwungen werden, regelmäßigen Kontakt mit dem Vater zu haben. Beide Kinder befinden sich in psychotherapeutischer Behandlung. Unser Sohn weist klare narzisstische Züge auf, unsere Tochter zeigt gravierende Verhaltensauffälligkeiten.
Natürlich, es ist am besten, wenn sich Vater und Mutter im Guten trennen und weiterhin für die Kinder gemeinsam da sind. Mit einem Elternteil, der eine schwere narzisstische Persönlichkeitsstörung aufweist, ist eine solche Situation leider undenkbar. Hier sehe ich ganz dringend Fortbildungsbedarf für die Sachbearbeiter des Jugendamtes und sicherlich auch für die Familiengerichte, wie mit dieser Thematik umzugehen ist. In der Fachliteratur gibt es zwei Ansätze: Erstens die betroffenen Kinder haben weiterhin Umgang mit dem narzisstisch gestörten Elternteil und leiden seelisch darunter, keine Liebe von dem psychisch gestörten Elternteil zu bekommen oder die Kinder grenzen sich von der Person ab, indem sie nur dann Kontakt haben, wann und wo sie es wünschen. Gezwungener Umgang führt unweigerlich zum Kontaktabbruch, sobald die Kinder dazu in der Lage sind!
Meine Erfahrungen mit dem Jugendamt, Verfahrensbeiständin und Familiengericht: (der Länge wegen stichpunktartig zusammengefasst)
- Erster Kontakt mit dem Jugendamt Brandenburg im Frühling 2015, nachdem der Vater sich dorthin wandte
- Jugendamt schien mir gegenüber voreingenommen, kategorisierte mich als „rachsüchtige Kindesmutter“
- Zu diesem Zeitpunkt war ich hoch emotional aus mehreren Gründen: erstens musste ich die Trennung von einem schwer narzisstischen Partner verarbeiten, zweitens erfuhr ich damals, dass mein Noch-Ehemann mich jahrelang mit System und Methode ausspioniert hatte, und zwar meine Emails und meine Telefonate. Er ist Computerspezialist.
Das Oberlandesgericht Brandenburg unterstütze mich, indem es sagte, dass man mich nicht zu gemeinsamen Gesprächen mit dem Vater zwingen könnte. Dies wirkte wie Balsam für meine Seele.
Und dennoch ist der Kampf für mich als Mutter noch nicht beendet.
Unsere Kinder haben sowohl beim JA Brandenburg als auch gegenüber dem Verfahrensbeistand ihre negativen Erfahrungen mit dem Vater geäußert und gesagt, „dass sie der Zwangsumgang krank macht“. Beide Kinder leiden unter psychosomatischen Beschwerden (Durchfall, Kopf- und Bauchschmerzen, Fieber) und juckende Hautekzeme. Man kann sagen, die Kinder fühlen sich in ihrer Haut nicht wohl. Der Kindesvater zeigt keinerlei Einsicht und Reue. Ich würde sein narzisstisches Verhalten als pathologisch einstufen. Er ist bedacht auf Rache und lässt keine Strategie aus, um mich, unsere Kinder oder mein Umfeld zu schädigen.
Dem Jugendamt und dem Gericht habe ich alles offenbart und dennoch wird uns nicht geholfen. Stattdessen wird mir Kooperation mit einem Menschen aufgezwungen, der mir und meinen Kindern so viel Leid angetan hat, dass ich dafür kaum Worte finden kann. Die Kinder fühlen sich ohnmächtig und hilflos, weil ihnen keiner hilft. Das JA sieht wohlwollend zu, wie zwei Kinderseelen an dem Zwangsumgang kaputt gehen.
Wenn ein 11jähriges Kind äußert, dass ihn der Umgang mit seinem Vater krank macht und es sich leer in dem Zuhause des Vaters fühlt, es dort nichts empfindet, den Vater als Roboterbeschreibt und ganz offensichtlich keine Vater-Kind-Beziehung in all den Jahren aufgebaut wurde, so verstehe ich es als psychische Misshandlung, wenn die Gefühle der Kinder einfach übergangen werden und dem Vater mehr Rechte als Kindern eingeräumt werden.
Häusliche Gewalt ist speziell und erfordert Einfühlungsvermögen. Für mich grenzt es an sehr wenig Empathie, wenn ein Jugendamtsmitarbeiter häusliche Gewalt anzweifelt und sie herunterspielt: „Na, wenn das alles so schlimm gewesen ist, warum haben Sie sich nicht schon viel eher vom Vater getrennt?“ Diese Frage wurde mir immer wieder gestellt. Ich für mich konnte sie beantworten: Weil ich den Glauben nicht verloren habe, dass sich schon alles zum Positiven wenden würde und wir mit unseren Kindern eine glückliche Familienzeit erleben würden.
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